Am 27. und 28. September 2023 fand die eineinhalbtägige Fachveranstaltung mit dem Titel "…oder bist du schon zu gehörig? – Angehörige in der palliativen und hospizlichen Versorgung begleiten und stärken" des IAFs an der Katholischen Hochschule in Freiburg statt.
Diese Veranstaltung markierte die dritte Fachtagung im Rahmen des Pilotprogramms "Sterben wo man lebt und zu Hause ist", das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt wird.
An der Veranstaltung nahmen etwa 30 Personen teil, darunter hauptsächlich Vertreterinnen und Vertreter der geförderten Pilotprojekte, die sich in einen intensiven Austausch begaben. Die Diskussionen wurden durch die Anwesenheit von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft und Forschung, der Wohlfahrtpflege sowie Praktizierenden aus verschiedenen Hospizdiensten bereichert.
Die Fachtagung wurde von Professorin Ines Himmelsbach, Prorektorin für Forschung und Institutsleitung des IAFs, eröffnet, die einen erfreulichen Ausblick auf die besondere Ausrichtung des Fachtages gab und betonte, dass dieser reichlich Raum für Gespräche bieten wird. Flankiert wurde die Eröffnung durch digitale Grußworte aus Berlin von Frau Hartwig, die das Förderprogramm ins Leben gerufen hat. Sie hob hervor, dass die Unterstützung pflegender Angehöriger ihr persönlich am Herzen liegt. Frau Hartwig hofft, dass die einzelnen Pilotprojekte durch diese Fachtagung die Gelegenheit erhalten, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und erfolgreiche Entlastungsstrategien in die Praxis zu integrieren. Sie betonte die Bedeutung des aktiven Zuhörens in diesem Arbeitsbereich, das zu einem Gefühl der Zugehörigkeit und letztendlich in einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl münden kann.
Professorin Dr. Ines Himmelsbach stellte in einem ersten Impulsreferat mit dem Titel „Zugehörige Umwelt – Sozialraum und Quartier in der Stationären Langzeitpflege“ vor, wie die Anbindung in den sozialen Nahraum in der stationären Langzeitpflege gelingen kann. Diese sei von besonderer Bedeutung bei der Partizipation und sozialen Teilhabe der Bewohner und Bewohnerinnen. In einem weiteren Referat mit dem Titel „Sorgende Netzwerkarbeit in hospizlich-palliativen Kontexten. Herausforderungen in der Begleitung sterbender Menschen und ihrer Nahestehenden“ haben Professor Dr. Christian Schütte-Bäumner und Professor Dr. Ingo Neupert von der Hochschule RheinMain in Wiesbaden die Brücke zur Hospizarbeit geschlagen. Hier wurden Gelingens-Faktoren sowie Herausforderungen im Kontext sorgender Gemeinschaften beleuchtet.
Der zweite Tag der Veranstaltung startete mit drei kontrastierenden Praxisberichten zum Umgang mit pflegenden An- und Zugehörigen. Ivonne Neu und Doris Maiworm aus der Caritas-Senioren-WG am Alten Markt in Attendorn stellten die Einbindung der An- und Zugehörigen in die Demenzpflege dar. Sie berichteten von den Schwierigkeiten, diese regelmäßig in die Alltagsunterstützung der Demenz-WG einzubeziehen und stellen sich die Frage, wie dies in Zukunft erfolgreich umgesetzt werden kann.
Christoph Müller vom Haus Hebron in Berlin schilderte, wie sich die palliative Versorgung in Abwesenheit von Angehörigen gestaltet. In der Versorgung von obdachlosen Menschen spielt die Einsamkeit eine große Rolle. Hier stellt sich die Frage, wie dennoch emotionale Unterstützung erreicht werden kann.
Abschließend stellte Frau Schuh den Verein "nestwärme" vor, in dem lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche unterstützt werden. In der Kinder- und Jugendhospizarbeit liegt der Fokus auf der Einbindung der Familie, die unerlässlich ist. Daher gibt es hier entlastende Maßnahmen wie Resilienztrainings für die Eltern, Geschwisterberatung sowie Freizeitangebote für die gesamte Familie. Frau Schuh steht vor der Herausforderung, eine für das neu entstehende nestwärme-Haus mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten eine sorgende Gemeinschaft aufzubauen.
Die drei Berichte wurden von Dirk Müller vom Unionhilfswerk in Berlin kommentiert, der vor allem im Bereich der Entwicklung palliativer geriatrischer Versorgung und der Verknüpfung von kurativer und palliativer Versorgung tätig ist. Er versuchte, auf die Fragen und Herausforderungen, die in den Praxisberichten aufgeworfen wurden, einzugehen.
Am Nachmittag fanden drei parallel stattfindende Workshops statt, die zur gemeinsamen Arbeit einluden. Unter dem Titel "Das Vier-Ohren-Modell der Koordination" stellten Sabine Weidert vom ambulanten Hospizdienst Emmendingen, Martin Stippich vom Kinder- und Jugendhospizdienst Offenburg und Mechthild Ganter vom Hospizdienst Silberstreif in Waldkirch ihre Unterstützung für Angehörige vor. Gemeinsam wurden theoretische Modelle wie die systemische Arbeit oder das Total-Pain-Konzept auf praktische Beispiele übertragen. Fragen und Unsicherheiten der Pilotprojekte konnten durchgespielt werden und ermutigten zur reflektierten Betrachtung.
Nach intensiven eineinhalb Tagen endete der Fachtag um 16:00 Uhr. Besonders bereichernd war der intensive Austausch, der immer wieder zwischen den verschiedenen Impulsen stattfand. Durch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und praktische Übungen intensiv durchzuführen, konnten die Teilnehmenden wertvolle Ratschläge für die Praxis mit nach Hause nehmen.
Den Vortrag "Zugehörige Umwelt – Sozialraum und Quartier in der Stationären Langzeitpflege" von Prof.in Dr. Ines Himmelsbach finden Sie hier.